Akzeptanz und Potential von In-Vitro
Fleisch und Insekten als
Nahrungsmittel
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ………………………………………………………………………………………………….. 1
2. Insekten als Nahrungmittel – Entomophagie……………………………………………….. 3
2.1. Insekten als weltweite Nahrungsspender ……………………………………………… 3
2.2. Insektenverzehr am Beispiel Afrika…………………………………………………….. 4
2.2.1. Insektenverzehr am Beispiel Demokratische Republik Kongo…………. 5
2.3. Insektenverzehr in der westlichen Welt………………………………………………… 5
2.3.1. Negative Einflüsse auf bestehende Entomophagie-Traditionen………… 6
2.4. Nährstoffgehalt und Futterumwandlungseffizienz…………………………………. 6
2.5. Rechtslage Entomophagie………………………………………………………………….. 8
3. In-vitro-Fleisch – Was ist In-vitro-Fleisch?…………………………………………………. 10
3.1. Herstellungsverfahren………………………………………………………………………. 13
3.2. In-vitro-Fleisch und Umwelt…………………………………………………………….. 15
3.3. Ethische Fragestellung bei In-vitro-Fleisch…………………………………………. 16
4. Zum Produktionspotenzial und zur Akzeptanz der neuen Lebensmittel-kategorien……………………………………………………………………………………………………. 18
4.1. Technisches Potenzial der Insektenzucht und des In-vitro Fleisches………. 18
4.2. Moralische Bedenken beim Verbraucher…………………………………………….. 19
4.3. Entomophagie in den Medien……………………………………………………………. 20
4.4. In-vitro-Fleisch in den Medien………………………………………………………….. 20
5. Materialien und Methoden – Befragung zur Akzeptanz……………………………… 22
5.1. Auswertung Fragebogen…………………………………………………………………… 23
5.1.1. Kritik an der eigenen Methodik und Eingrenzung der Ergebnisse…… 26
6. Schlussfolgerung und Ausblick………………………………………………………………….. 28
7. Zusammenfassung…………………………………………………………………………………….. 31
Literaturverzeichnis…………………………………………………………………………………….. 32
Anhang………………………………………………………………………………………………………… 35
Anhang A: Fragebogen……………………………………………………………………………… I
Anhang B: Informationsblatt für die Befragten…………………………………………… II
Anhang C: Motivationsblatt für die Befragten…………………………………………… III
Eidesstattliche Erklärung………………………………………………………………………… IV
1. Einleitung
Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit dem Potenzial und der Akzeptanz von In-vitro-Fleisch und Insekten als Nahrungsmittel.
Eine wachsende Weltbevölkerung, Verknappung der Ressourcen, Verschmutzung der Umwelt und Klimawandel und der sich daraus ergebenden Probleme, wie zukünftige klimatische, wirtschaftliche und politische Krisen, erfordern ein Umdenken in der Nahrungsproduktion. Eine Alternative zur herkömmlichen Produktion von Lebensmitteln und speziell zur Produktion von tierischem Eiweiß und dem damit verbundenen weltweit hohen Flächen- und Energiebedarf, den negativen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit, den hohen Produktions- und Transportkosten und den ethischen Bedenken gegen die Massentierhaltung könnte die Produktion und Vermarktung von In-vitro-Fleisch und Insekten sein.
Obwohl in der westlichen Welt eine fleischorientierte Ernährungsweise vorherrscht und weiter propagiert wird, suchen bewusste Verbraucher nach anderen Ernährungsformen (z. B. Rohkostler, Vegetarier und Veganer).
Obwohl sich aus den neuen Nahrungsmitteln weltweit viele Vorteile für Verbraucher und Produzenten ergeben könnten, gibt es in der westlichen Welt und durch diese beeinflusst auch in Ländern, wo Entomophagie noch eine Tradition hat, kulturbedingte Widerstände gegenüber dem Verzehr von Insekten. Doch auch gegenüber In-vitro-Fleisch bestehen Bedenken, weil damit Zellen von Menschenhand kreiert würden und die Konsequenzen eines solchen Eingriffs nicht abzusehen seien.
Nach einer kurzen Einführung in die Problematik von konventionell produziertem tierischen Eiweiß werden in den darauf folgenden Kapiteln zunächst der bestehende Insektenkonsum und dessen Vorteile für Umwelt und Verbraucher beschrieben und im Weiteren eine Einführung in die mögliche Produktion von In-vitro-Fleisch gegeben. In den jeweiligen Unterkapiteln wird kurz auf einige für das zukünftige Marktpotenzial wichtige Aspekte eingegangen, wie technische Umsetzung, Rechtslage, Ethik und Medienberichterstattung.
Um zu untersuchen, ob es dennoch schon jetzt ein Marktpotenzial für diese beiden Lebensmittelkategorien gäbe, schließt die vorliegende Arbeit mit einer stichprobenartigen Umfrage, in der 80 Einwohner Berlins unter anderem gefragt wurden, ob sie sich vorstellen könnten, In-vitro-Fleisch und Insekten zu konsumieren, und mit deren Auswertung ab.
Zur Problematik konventioneller Fleischproduktion
Trotz zurückgehender Wachstumsraten des Agrarsektors allgemein, nehmen Fleisch-produktion und -konsum stetig zu. So steigt beispielsweise in Asien der Fleischkonsum jährlich um ca. 3% und der Konsum von Milchprodukten sogar um ca. 5 %. Im FAO Bericht von 2009 Livestock’s Long Shadow wird prognostiziert, dass der Fleischkonsum des Jahres 2001 von 229 Millionen Tonnen sich im Jahre 2050 weltweit auf 465 Millionen Tonnen verdoppeln werde. Den größten Teil der etwa 1,5 Milliarden Hektar landwirtschaftlich genutzter Flächen (ca. 12 % der Landmasse der Erde) beansprucht allein die Produktion von Tierfutter. So werden 77 Millionen Tonnen des für den Menschen essbaren Eiweiß jährlich an Tiere verfüttert, um 58 Millionen Tonnen tierisches Eiweiß zu erhalten (ebd. S. 270).
Tierhaltung, Fleischzerlegung und -transport sind energie- und kostenintensiv, verschmutzen die Umwelt und zerstören wichtige natürliche Ressourcen. Selbst die Massentierhaltung macht die Fleischproduktion nicht ausreichend effizient, sondern führt ihrerseits sowohl zu Umwelt- und Gesundheisproblemen, als auch zu ethischen Bedenken beim Verbraucher. Der oben erwähnte FAO-Bericht nennt die Produktion von Fleisch als ursächlich für die Zerstörung von Wäldern und für die Erhöhung des Treibhausgasausstoßes. Daher sollen hier zwei neue Nahrungsmittelkategorien vorgestellt werden, die als tierische Eiweißlieferanten weltweit zur menschlichen Ernährung beitragen könnten.
2. Insekten als Nahrungsmittel – Entomophagie
Als Entomophagie wird der Verzehr von Insekten als Nahrungsmittel durch Menschen, Tiere, andere Insekten und Pflanzen bzw. auch Pilzen und Parasiten bezeichnet. Die vorliegende Arbeit muss sich auf Insekten für die menschliche Ernährung beschränken und kann auf das hohe Potenzial für Insekten als Futtermittel nicht eingehen. Zunächst wird kurz der bereits bestehende Konsum von Insekten in der nicht-westlichen Welt beschrieben, um deren wichtige Rolle als weltweite Nahrungspender zu verdeutlichen und deren wirtschaftliches Potenzial für regionale und überregionale Wirtschaftsräume darzustellen. Insekten dienen in den meisten Ländern der Erde traditionell der Versorgung der Bevölkerung mit tierischem Eiweiß und auch für die westliche Welt ließe sich dieser Erfahrungsschatz nutzen und anwenden.
2.1. Insekten als weltweite Nahrungsspender
Etwa 1000 bis 1681 Insektenspezies werden weltweit von ca. 2 Milliarden Menschen verzehrt, wobei der Anteil der gegessenen Insekten bei der Ernährung der Menschen in Afrika, Asien, Süd- und Mittelamerika am größten ist. Schätzungsweise 250 verschiedene Spezies werden in Afrika, 549 in Mexiko, 170 in China, 164 in der Volksdemokratischen Republik Laos, Myanmar, Thailand und Vietnam sowie 428 im Amazonasgebiet gegessen (zit. n. van Huis et al 2013. S. 9). Die wichtigsten Ordnungen, die konsumiert werden, sind Käfer (Coleoptera), welche 40 % aller Insektenspezies ausmachen, Hautflügler (Hymenoptera), Heuschrecken (Orthoptera), Schmetterlinge (Lepidoptera), Schnabelkerfe (Hemiptera) und Termiten (Isoptera). Diese Ordnungen zusammengenommen machen 80% der gegessenen Insekten aus (Raubenheimer und Rothman 2013). Einige Insekten gelten wegen ihres guten Geschmacks vielerorts als Delikatesse und können, wie z.B. die Eier der Weberameise in Südostasien oder die Mopanie Raupe im Süden Afrikas, auf überregionalen Märkten hohe Preise erzielen.
Da man davon ausgehen kann, dass Insekten kein so großes Leid- und Schmerzempfinden haben wie Hühner oder höher entwickelte Säugetiere und auch unter natürlichen Bedingungen in großen Scharen unter anspruchslosen Bedingungen zusammenleben, eignen sie sich für die Massenproduktion auf kleinem Raum.
Noch findet die Züchtung von Insekten als Lebensmittel lokal meist in kleinen Familienbetrieben in Entwicklungs- oder Schwellenländern für regionale Märkte statt. Hierin liegt auch der Vorteil für diese Techniken, denn Insekten lassen sich ohne großen Aufwand auch über kleine Zeiträume sogar zu Hause züchten.
Die Wertschätzung von Insekten als Lebensmittel oder als Lebensmittelzutat in Europa und Nordamerika wäre sicherlich hilfreich für die Aufrechterhaltung und die weitere Entwicklung der Entomophagietraditionen in Entwicklungs- oder Schwellenländern. Investitionen in Insektenfarmen von Firmenneugründungen wie u.a. Exo Inc. (USA) oder EatGrub Ltd.(GB) und große Anlagen für die Produktion von Futtermittel für Vögel und Reptilien (z.B. Livefoods UK Ltd.) deuten auf technische Durchführbarkeit, Investoreninteresse und auf ein mögliches Marktwachstum auch in der westlichen Welt. Der entscheidende Impuls für eine Massenproduktion dieser Lebensmittel wird aber vermutlich von asiatischen Ländern mit hoher Bevölkerungsdichte und Marktdominanz ausgehen. Genannt sei hier vor allem China, dessen Traditionen der Insektenzüchtung für z.B. Seide, Medizin und Nahrung eine sehr lange Geschichte haben und dessen Kultur und Esskultur mit Selbstbewusstsein politisch und wirtschaftlich vertreten wird und ausßerdem nahe des gesamten asiatisch-pazifischen Marktes liegt (vgl. Chen et al 2009).
2.2. Insektenverzehr am Beispiel Afrika
Obwohl auch in Asien und Mittel- und Südamerika Insekten ein nachgefragtes Lebensmittel sind, soll hier nur Afrika beispielhaft vorgestellt werden.
In Afrika werden hauptsächlich Insekten verzehrt und vermarktet, die in Wäldern, Bäumen oder in Holz zu finden sind. Das sind meistens Raupen und Termiten, aber auch Heuschrecken (Orthoptera), die 29 % der essbaren Insektenspezies ausmachen. In der Sahelzone setzen Landwirte u.a. nur deswegen wenig Pestizide ein, da sie die Heuschreckenernte nicht gefährden wollen, denn sie können für Heuschrecken höhere Preise erzielen als für die angebaute Hirse (vgl. Schabel 2006, S. 252 f).
In den tropischen Breitengraden, wenn wegen der Regenzeit das Fischen erschwert ist, füllen Insekten das Defizit in der Ernährung (van Huis et al 2013). Auch trägt der bevorzugte Verzehr von Raupen nicht unerheblich zum Waldschutz und zur Verbesserung des Waldmanagements bei.
Mehr als 35 Insektenspezies, 16 Familien und 7 Ordnungen werden in Südafrika gehandelt und gegessen. Eine wichtige Spezies ist die saturniid Raupe Gonimbrasia belina (Mopane Raupe) von der jährlich 40.000 Beutel mit je 40 kg traditionell zubereitet und getrocknet verkauft werden. Mindestens ein Regierungsministerium hat bereits Interesse an Pilotprogrammen für die Züchtung der Mopane Raupe gezeigt, deren Bestand bereits wegen der hohen Nachfrage gefährdet ist (DeFoliart 1999, S. 29).
2.2.1. Insektenverzehr am Beispiel Demokratische Republik Kongo
In der Demokratischen Republik Kongo tragen 65 Insektenspezies und mindestens 22 Insektenfamilien zur Ernährung bei. In der Hauptstadt der Republik Kinshasa wird besonders die Mopane-Raupe gegessen. Etwa 70 % der 8 Millionen Einwohner schätzen diese Raupe wegen ihrer Nährstoffwerte und ihres Geschmacks und konsumieren um die 96 Tonnen im Jahr.
Etwa 10 % des jährlich in der Demokratischen Republik Kongo produzierten tierischen Proteins stammt von Insekten, in einzelnen Distrikten liegt der Anteil bei bis zu 64 % (vgl. DeFoliart 1999 S. 23).
Da Raupen und Insekten roh, gekocht, gegrillt, getrocknet oder gemahlen und zu Pasten verarbeitet auch überregional exportiert werden können, helfen sie, die ganzjährige Proteinversorgung und Einnahmequelle der Bevölkerungen zu sichern, deren klimatische und sozio-ökonomische Situation eine vorausplanende, langwierige und teure Nahrungsproduktion unter Umständen garnicht zuließe.
2.3. Insektenverzehr in der westlichen Welt
Entomophagie in der westlichen Welt, heute nur ein Randphänomen, hat dennoch eine, wenn auch gebrochene Tradition. Laut Holt (1888) aß schon Aristoteles Zikaden und bei den alten Römern waren die Maden des Weidenbohrers und des Bockkäfers beliebtes Nahrungsmittel. Entomophagie findet auch in der Bibel und im Koran Erwähnung, wie der FAO Bericht zur Zukunft von Insekten für die Futter-und Nahrungsmittelproduktion schreibt (Van Huis et al 2013, S. 40). Aufschlussreiche Berichte über die Entomophagie und das Vorkommen von etwa Maikäfern in alten europäischen Rezepten stellt Bodenheimer (1951) vor und versucht, ebenso wie andere Autoren eine Erklärung zu liefern, warum es in Europa oder den USA zu keiner positiven Einstellung und Weiterentwicklung oder Domestikation von Insekten als Nahrung kam. Auf diese Frage kann hier leider nicht weiter eingegangen werden.
Festzustellen ist, dass viele Menschen in Europa heute mit Ekel auf Insekten reagieren, doch es steht außer Frage, dass Ekel kulturell erlernt wird und somit auch ‚verlernt‘ werden kann (vgl. Rozin & Haidt 2013). Ein Beispiel gibt die in den letzten Jahrzehnten stattgefundene Einführung von allerlei Schnecken und Krustentieren, d.h. Lebensmitteln, die vor 40 Jahren von der Mehrheit der deutschen Bevölkerung noch mit Ekel besetzt waren und die heute im Hochpreissektor vermarktet werden können, ebenso wie auch Würchwitzer Milbenkäse (Milben sind als Achtfüßler streng genommen keine Insekten) oder sardischer Madenkäse.
2.3.1. Negative Einflüsse auf bestehende Entomophagie-Traditionen
Obwohl die wichtige Rolle von Insekten als Ernährungs- und Einkommensquelle und auch als ökologische Alternative zu extensiver Landwirtschaft nachweisbar ist und Forscher zu einer Ausweitung dieses Marktpotenzials durch Professionalisierung und Massenproduktion raten, ist diese Nahrungsmittelkategorie durch westliche Ideologie- und Marktdominanz bedroht. Vor allem der historische Einfluss britischer Kolonialisierung, des durch Medien propagierten westlichen Lebensstils und zunehmender Verstädterung führen zur Vernichtung bestehender Entomophagie- Traditionen und damit auch zur Vernichtung von wertvollem Alltagswissen (vgl. Holloran et al 2014).
Weltweit sind die Insektenerträge somit auch durch die Ausrichtung auf Exportprodukte für die westlichen Industriestaaten, durch extensive Landwirtschaft, dem erhöhten Einsatz von Pestiziden, Brandrodungen, etc in der Defensive. SCHABEL (2006) beschreibt anschaulich den negativen ökonomischen und ideologischen Einfluss auf die Entomophagie-Traditionen in Afrika, speziell in Zambia und in Tanzania.
2.4. Nährstoffgehalt und Futterumwandlungseffizienz
Der Nährstoffgehalt von Insekten zeigt bei der Analyse große Schwankungen zwischen und auch innerhalb der Arten (je nach Futterqualität, Entwicklungsstadium und Zubereitung). Generell aber zeigt sich, dass Insekten einen hohen Nährstoffgehalt haben können. Sie liefern Proteine, gesättigte wie ungesättigte Fettsäuren, Vitamine, wichtige Spurenelemente wie Kupfer, Selen, Eisen, Magnesium, Zink, Phosphor, sowie Riboflavin und Ballaststoffe. Nährstoffanalysen von 236 getrockneten Raupenspezies, davon 17 saturniidae, wurden durchgeführt. Der Rohölproteinanteil war durchschnittliche 63,5 % pro 100 Gramm und die meisten dieser Spezies wurden als gute Eisenquelle eingeschätzt. In 100 Gramm entspricht der Eisenanteil etwa 35 % des täglich empfohlenen Bedarfs (Rumpold & Schlüter 2013). Aus einer von Van Huis et al (2013) dargestellten Nährstofftabelle (ebd. Tabelle 6.3) der FAO geht hervor, dass die in Mexiko gegessenen ‚Chapulines‘ (Sphenarium purpurascens) mit einem Proteingehalt von 35-48 g je 100 g Frischgewicht über dem von Makrelen von nur 16-28 g pro 100 g Frischgewicht liegen.
Zu den sehr nahrhaften Inhaltsstoffen haben Insekten noch den Vorteil einer hohen Futter-Umwandlungseffizienz. Ein Kilogramm Tierprotein benötigt, in einem durchschnittlichen Produktionssystem der USA etwa 2,5 kg Pflanzenprotein für Hühnerfleisch, 5 kg für Schweinefleisch und 10 kg für Rindfleisch. Bei Insekten wird weniger Pflanzenprotein benötigt. Bei Heuschrecken wird zum Beispiel nur 1,7 kg Pflanzenprotein gebraucht. Hinzu kommt, dass der essbare Anteil von Heuschrecken ungefähr 80 % beträgt, der essbare Anteil von Hühnern und Schweinen aber nur bei 55 % liegt und bei Rindern sogar nur bei 40 %. Ein wesentliche Grund für diese hohe Futter-Umwandlungseffizienz ist, dass Insekten Kaltblüter sind und kein Futter brauchen, um ihre Körpertemperatur zu halten (vgl. Van Huis et al 2013, S. 60).
Ein weiterer Vorteil von Insekten gegenüber anderen Nutztieren ist, dass sie mit viel anspruchsloserem Futter auskommen und etwa mit Bioabfällen gefüttert werden können (und sogar mit Styropor [1]). Doch verbietet die Gesetzgebung bisher noch die Verwendung von Abfällen zur Ernährung von Insekten sowie das Verfüttern von Insekten an andere Nutztiere, von denen Aquariumfische und Zootiere ausgenommen sind. Ein großer Teil der bei der konventionellen Fleischproduktionskette anfallenden Treibhausgasemissionen werden durch den Transport und den generell höheren Anbauflächenbedarf generiert. Insektenfarmen haben den Vorteil sehr lokal und kostengünstig produzieren zu können. Bevor man dieses Konzept auf einer größeren Ebene umsetzen kann, müssen allerdings noch viele Faktoren in Richtung Logistik, aber auch Sicherheitsmechanismen im Bezug auf Pathogene, Schwermetalle und Umweltverträglichkeit entwickelt werden (vgl. Van Huis 2013).
Wasserverbrauch
Verschiedene Publikationen erwähnen, dass 22.000 – 43.000 Liter Wasser gebraucht werden (unter Anwendung des Konzepts des virtuellen Wassers), um 1 kg Rindfleisch zu produzieren. Genaue Vergleichsstudien zum Wasserverbrauch in der Insektenproduktion sind schwer zu finden, obwohl es ausreichende Produktions-erfahrungen und somit Möglichkeiten der Datenerhebung gäbe. Doch kann man davon ausgehen, dass die Insektenproduktion Wasserressourcen sehr viel effizienter nutzt, bedenkt man, dass viele essbare Insekten an eine Lebensweise in Trockengebieten angepasst sind und wenig Wasser für den Kreislauf, die Verdauung und den Nährstofftransport ihres Körpers brauchen. Besonders durch den effizienteren Stoffwechsel der Insekten und der möglichen Nutzung von organischen Abfällen aus Lebensmittelproduktion, Landwirtschaft und privaten Haushalten könnten hier auch Futtermittelressourcen besser genutzt werden.
2.5. Rechtslage Entomophagie
Die Gesetzgebung ist für eine Markteinführung von Insekten als Lebensmittel nicht nur für Unternehmer und Verbraucher von entscheidender Bedeutung, sondern auch für Investoren und Aktionäre (Holloran et al 2014). Gesetze zu Insekten sind generell in den Gesetzesabschnitten zur Seuchenkontrolle und Lebensmittelsicherheit zu finden.
Eine globale Richtlinie zur Lebensmittelsicherheit ist der Codex Alimentarius. Dieser gibt zwar Grundprinzipien in Form von Standards an, in die auch Insekten als Nahrung oder Futter fallen würden, macht aber keine konkreten Aussagen zur Entomophagie.
Auf EU-Ebene gibt es die drei folgenden Institutionen, die in dem Thema Lebensmittelsicherheit agieren: Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA-European Food Safety Authority), der Generaldirektor für Gesundheit und Verbraucherschutz und der wissenschaftliche Ausschuss „Lebensmittel“. Sie können den EU-Ländern Richtlinien empfehlen und die Europäische Kommission beraten.
Die bestehenden Regelungen zu Futtermitteln, Lebensmitteln oder Tierschutz sind bisher auf traditionelle Nutztiere ausgerichtet. Sie regeln oft einen konkreten Vorgang, sind aber bei der Kategorisierung so unspezifisch formuliert, dass es schwer zu sagen ist, ob auch Insekten darunter fallen und das Gesetz anwendbar ist. So ist zum Beispiel die Frage reine Auslegungssache, ob man bei Insekten von Schlachtung sprechen kann, doch entscheidend, wenn es um das Greifen eines Gesetzes geht [2].
Auch in der deutschen Lebensmittelverordnung bleiben konkrete Aussagen zu Entomophagie noch aus. So wird beispielsweise der Milbenkäse, bei dem die Milben mitgegessen werden, nur durch eine Grauzone in der Zusatz-Zulassungsordnung von Käseprodukten legitimiert.
Da es zum Thema der zoonotischen Krankheiten, also der Übertragung von Krankheiten zwischen Tier und Mensch, keine repräsentativen Langzeitstudien gibt, besteht für den Gesetzgeber bisher kein dringender Grund, bereits existierende hygienische Maßstäbe für die Insektenzucht aufzulockern. Denn Insekten können, obwohl sie taxonomisch gesehen weiter vom Mensch entfernt sind als andere Nutztiere, trotzdem Krankheiten übertragen und daher für den Menschen gefährlich sein (vgl.Van Huis et al 2013).
Die EU-Verordnung für neue Nahrungsmittel von 1997 schlossen Insekten noch nicht ausdrücklich mit ein [3]. Doch wurden 2013 von den belgischen Behörden für Nahrungssicherheit 10 Insektenarten als Nahrungsmittel zugelassen [4] und seit dem 25. November 2015 werden Insekten als Lebensmittel auch in der europäischen Verordnung 2015/2283 ausdrücklich mit einbezogen und als neue Nahrungsmittel eingestuft [5]. Dies lässt nunmehr klarere Gesetzesinterpretationen zu und ebnet speziell anwendbaren Regelung den Weg.
So kann zwar durch neue Prüfverfahren auf Unternehmen- und Konsumentenseite notwendige Sicherheit und Vertrauen geschaffen werden, doch werden möglicherweise auch Produktions- und Vermarktungsprozesse dadurch erschwert.
3. In-vitro-Fleisch – Was ist In-vitro-Fleisch?
Ohne Frage bietet die künstliche Herstellung von Fleisch ohne Aufzucht und Schlachtung von Tieren auch die Möglichkeit, viele Nachteile konventioneller tierischer Produkte zu vermeiden. Abgesehen vom geringeren Ressourcenverbrauch bei der Produktion, könnten diese Fleischerzeugnisse für den Verbraucher auch gesünder sein, als herkömmliches Fleisch, weil die Inhaltsstoffe sehr viel besser kontrollierbar und variierbar wären.
Noch ist In-vitro-Fleisch vor allem ein virtuelles Medienprodukt und bislang nicht auf dem Markt zu finden. Bisher ist es technisch lediglich möglich, hauchdünne Gewebeschichten herzustellen und die Forschung steht noch vor einigen Problemen, um In-vitro-Fleisch als konkurrenzfähigen Fleischersatz in großem Maßtab herzustellen und sie steht vor noch größeren Problemen bei der Herstellung von strukturiertem Fleisch wie etwa Steaks.
Doch gibt es bereits zahlreiche Patentanmeldungen in diesem Forschungsbereich und Pläne eines In-Vitro-Fleischproduktionssystems (engl: In-Vitro-Meat Production System – IMPS). Prof. Mark Post, Inhaber des Lehrstuhls für Physiologie an der Universität Maastricht und laut Wall Street Journal [6] Mitbegründer der Firma Mosa Meat prognostizierte zuletzt 2015 in einer Präsentation des World Economic Forum [7] und dessen Blog [8] eine Marktreife der ersten In-vitro-Fleischprodukte in fünf Jahren. Auch auf der Internetseite des amerikanischen Start-Up-Unternehmens Memphis Meat werden bereits Aufträge für 2020 entgegengenommen [9].
Ob diese Ankündigung realistisch ist oder eher dazu angetan, weitere Forschungsmittel und Investoren anzulocken, bleibt abzuwarten. Zwar gibt der erste In-vitro-Testhamburger, der 2013 in London der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, und die rasante biotechnische Entwicklung Anlass, ihr Glauben zu schenken, doch weniger klar wird publiziert, dass die Herstellung von dem auch als ‚cultured meat‘ (zu deutsch: kultiviertes Fleisch) bezeichneten In-vitro-Fleischs bisher noch nicht mit tierserumsfreien Nährlösungen produziert werden kann und in Zukunft nicht ohne den Einsatz von gentechnisch veränderten Inhaltsstoffen auskommen wird.
Für In-vitro-Fleisch wird versucht, vor allem Skelettmuskel zu züchten. Im Folgenden wird zunächst eine kurze Beschreibung des Muskelwachstums in vivo gegeben und es werden diejenigen Zelltypen vorgestellt, die für eine Produktion in Frage kommen.
Enstehung von Muskelzellen
In der Natur, also in vivo, entwickeln sich beim Embryo die Skelett-Muskeln aus Muskelvorläuferzellen zu teilungsfähigen reifen Myoblasten (Muskelkeime). Sie verschmelzen zu mehrzelligen, fädrigen Myotuben. Bei der Reifung dieser Myotuben zu vermehrungsunfähigen verhärteten Muskelfaser lagern sich die Zellkerne dicht unter der Zellmembran an und es bildet sich eine Umhüllung, die man Basalmembran nennt. In diese Umhüllung werden auch einige ruhende Myoblasten (Satellitenzellen) eingeschlossen, die später (postnatal) für weiteres Wachstum oder für die Reparatur beschädigter Muskelfasern aktiviert werden. Bei deren Zellteilung entstehen weiterhin teilungsfähige Tochterzellen und Myoblasten, die sich beim Verschmelzungprozess von einzelligen Myoblasten zu mehrzelligen Myotuben miteingliedern. Für das Aushärten von Muskelfasern ist Kontraktion von entscheidender Bedeutung, welche in Vivo durch Belastung und mit Hilfe von Mikrofibrillen stattfindet.
Geeignete Zelltypen für die Massenproduktion von In-vitro-Fleisch
Für ein In-Vitro-Meat Production System (IMPS) eignen sich die folgenden Zelltypen, die hier kurz mit ihren Vor- und Nachteilen beschrieben werden.
Embryonale Stammzellen:
Diese haben die Eigenschaft, sich selbst erneuern und in jede beliebige Zellform ausdifferenzieren zu können. Hier besteht die Schwierigkeit, dass sich die Zellen nicht in andere Zelltypen differenzieren dürfen. Neben dem Risiko, dass die Embryo-Stammzellen unkontrolliert wuchern und sich unkontrolliert differenzieren sind hierbei auch ethische Bedenken bei der Nutzung dieser Zellen in Betracht zu ziehen (vgl. Langelaan et al 2010).
Adulte Stammzellen:
Zu den adulten Stammzellen gehören zum einen die Myosatellitenzellen und zum anderen die von Fettgewebe stammenden Stammzellen (Adipose Tissue Derived Stem Cells – ADSCs). Beide Zelltypen werden postnatal von verschiedenen Tieren und aus verschiedenen Gewebepartien entnommen. Wobei die Entnahme der Fettgewebezellen einfacher ist, weil sie unter der Haut liegen. Adulte Stammzellen haben den Vorteil, dass man sie leichter in die gewünschten Zelltypen differenzieren kann, aber den Nachteil einer möglichen malignen Transformation, auch deshalb, weil die Abstammungslinien bei Nutztieren noch nicht genügend erforscht sind.
Datar & Betti (2009) schreiben jedoch auch, dass dieses Problem durch das regelmäßige Einbringen neuer Zellkulturen in den Produktionsverlauf vermeidbar sei. Diese Notwendigkeit der Neutentnahmen und des Auswechselns der Zellkulturen erschwert allerdings den technischen Verlauf des Produktionsprozesses.
Stammzellen aus Fettgewebe:
Zur Umgehung des Entnahmeproblems beim Spendertier wurden in einem Laborverfahren ausgewachsene Fettzellen zu multipotenten Fettvorläuferzellen dedifferenziert. (Dedifferentiated Fat Cells – DFAT cells). Damit eröffnete sich ein weiterer Weg für die Forschung, diese auch in Skelettmuskelzellen überführen zu können. Hierbei bestünde allerdings die Gefahr, dass bei der erneuten Ausdifferenzierung nur scheinbare Muskelzellen gebildet würden (ebd.).
Weil adulte Stammzellen, anders als embryonale Stammzellen, in einem Produktionsprozess immer wieder erneuert werden müssten, könnte ihr Erneuerungspotenzial auch durch genetische Manipulation erhöht werden, so dass die Telomerketten bei der Zellteilung nicht kürzer würden. Doch selbst wenn es dabei zu keiner Größenderegulierung wie bei Krebstumorzellen käme, würde der Verbraucher dennoch abgeschreckt (ebd.).
Zusammengefasst liegen die zukünftigen Lösungswege für die Zellproblematik in:
a) der Verwendung unsterblicher, d.h. embryonaler Stammzellen,
b) der Unsterblichmachung von Zellen durch Genmanipulation
oder
c) der regelmäßigen Erneuerung der Zellkulturen im Produktionsprozess.
3.1. Herstellungsverfahren
Die zwei noch nicht zur Massenproduktion ausgereiften Hauptherstellungverfahren von In-Vitro-Fleisch basieren auf Tissue-Engineering, d.h. Gewebekonstruktion bzw. Gewebezüchtung durch:
a) Extraktion von Muskelgewebe des Spendertieres, welches dann auf einem Nährboden vermehrt wird oder b) Vermehrung von Stammzellen an einem Gerüst, welches dann in einem Bioreaktor von einem Nährboden durchströmt wird.
Die Zellen werden dabei elektrisch stimuliert, um die für Wachstum und Verhärtung notwendigen Kontraktionen hervorzurufen.
Wachstumsgerüste
Neben anderen, wird vor allem die scaffold based (Gerüst-basierte) Methode für eine technische Nutzung genannt.
Es gibt dabei zwei Varianten, die Anwendung finden könnten:
Variante 1: Die von Vladimir Mironov für die NASA entwickelte Variante, bei der die Stammzellen auf Kollagenkugeln wachsen und differenzieren.
Variante 2: Die von Willem van Eelen patentierte Variante, bei der die Zellen auf einem Kollagen- Maschennetzwerk wachsen und der Nährboden von Zeit zu Zeit gewechselt wird. Alternativ kann der Nährboden bei dieser Variante in das Maschennetzwerk eingebracht und das Kollagen mit anderen essbaren Proteinen oder künstlichen Substraten ausgetauscht werden. Die Muskelzellplatten werden dann aufeinander gelegt, um verarbeitbares Fleisch zu erzeugen. Diese Variante ist allerdings für die Produktion von hochstrukturiertem Fleisch (wie z.B. Steak) ungeeignet (Sharma et al 2015).
Um dreidimensionales, strukturiertes Muskelfleisch als Massenprodukt zu erzeugen, ist ein Gerüst notwendig, dass die folgenden Anforderungen erfüllt:
a) Es muss eine sehr grosse Oberfläche bieten und dabei feinmaschig, fest und dennoch flexibel sein. Die grosse Oberfläche ist zur Versorgung der Zellen mit Nährstofflösung nötig. Die feinen Maschen erhöhen die Oberfläche und verhindern, dass die Gewebedicke 100-200 µm übersteigt, da sonst der Zelltod eintritt. Die Flexiblität ist notwendig, um Kontraktionen und Größenwachstum zuzulassen.
b) Es muss das gleichmäßige und schnelle Durchfließen von Nährstofflösung zulassen, damit die Zellen nicht atrophieren.
c) Es muss austauschbar sein und eine einfache Entfernung (Harvesting) der Muskelfasern zulassen, oder essbar sein.
d) Es sollte dreidimensional sein.
Man könnte längere Myotuben ohne die Notwendigkeit zusätzlicher elektrischer Stimulation von außen auch direkt auf elektrisch leitfähigen Fasern wachsen lassen, die allerdings nicht essbar wären. Bestehende Techniken zur Entfernung nicht-essbarer Wachstumsgitter von Zellkulturlagen gibt es bereits. Doch da die enzymatische oder mechanische Entfernung das Zellmaterial selbst beschädigt, kommen sie für die industrielle Nutzung nicht in Frage.
Aussichtsreicher ist ein Verfahren, das Thermal Liftoff (Thermische Ablösung) genannt wird. Hierbei werden Beschichtungen eingesetzt, deren physikalische Eigenschaft sich bei Absenken der Temperatur von wasserabweisend zu wasseraufnehmend verändert. Dabei entstehen herausgelöste dünne Muskelfaserfilme die sich übereinander schichten lassen, um ein dreidimensionales Produkt zu erzeugen.
Aussichtsreiche Materialien für essbare dreidimensionale Konstruktionen wären Mikro- oder Nanonetzwerke aus ‚elektrisch gesponnenen‘ Muskelfasern oder natürlich erzeugten Polymeren wie Zellulose, Kollagen, Alginat und Chitosan. Die Frage bleibt, ob diese Techniken in den nächsten Jahrzehnten ausgereift und kostengünstig zur Verfügung stehen werden.
Nährstofflösung
Eine weitere Herausforderung ist die Nährstofflösung, die das Zellwachstum sichert. Sie muss essbar, gesund und preiswert sein und all das enthalten, was ein Tier mit einem Magen und anderen spezialisierten Organen in Nährstoffe umwandeln kann, wie Eiweiß, Vitamine, Eisen, Hormone, etc.
Bisher werden in den In-vitro-Fleisch-Laboratorien noch Nährlösungen aus fötalem Tierserum verwendet. Fötales Tierserum ist ethisch zweifelhaft und kann pathogene Elemente enthalten. Zwar gibt es auch künstliche Seren, die in der Medizin eingesetzt werden, diese aber sind bisher zu teuer für die Massenproduktion für Nahrungsmittel. Es wird an preiswerten Seren-Ersatzstoffen geforscht, die aus Algen oder aminosäurereichen Pilzextrakten hergestellt werden. Der Sauerstoffträger Hämoglobin kann z.B. aus genmanipulierten Pflanzen hergestellt werden und andere Blutinhaltsstoffe aus genmanipulierten Mikroorganismen und Pilzen.
Auch wenn all diese Zutaten ethisch vertretbar und kostengünstig vorhanden wären, so werden dann immer erst noch Erfahrungen zu machen sein, wie die Wachstumsfaktoren in einem grossen Prozessablauf zu steuern und zu kontrollieren sind.
3.2. In-vitro-Fleisch und Umwelt
Wahrscheinlich hätte die Massenproduktion von künstlichem Fleisch, wenn sie ausgereift wäre und in Geschmack, Nährwert und Konsistenz herkömmlich produziertem Fleisch gliche, ein enormes wirtschaftliches Potenzial und würde die hohen Forschungskosten in kurzer Zeit amortisieren und sie würde das Entstehen ganz neuer Fleischprodukte zulassen. Das aber hängt auch von den noch schwer abzuschätzenden Produktions- und Umweltkosten ab.
Tuomisto & Teixeira de Mattos (2011) kommen in ihrer auf Annahmen basierenden Analyse der Umweltbelastungen durch In-Vitro-Fleischproduktion zu dem Schluss, dass der Energie-, Land- und Wasserverbrauch, die Transportkosten und die Treibhausgasemissionen weitaus geringer wären als bei konventioneller Fleischproduktion. Im Vergleich zur Produktion von 1000 kg Rindfleisch könnte der Energiebedarf für die gleiche Menge In-Vitro-Fleisch um 40 % geringer sein, der Treibhausgasausstoss um über 90 % und die Wasser- und Landverbrauchswerte sind selbst im Vergleich zu Schweine- oder Hühnerfleisch extrem gering. Eine weitere Verbesserung dieser Werte nehmen sie bei einer fortschreitenden Perfektionierung der Technik und Produktionsketten an. Sie glauben auch, dass durch die Produktion die freiwerdenden Flächen dem Naturschutz dienen könnten und heben hervor, dass bestimmte Arten, die heute z.B. durch Überfischung bedroht sind, so besser geschützt und die Primäressourcen für diese Industrien in Zukunft durch wiedererneuerbare Energien gedeckt werden könnten. Sie gehen in ihrer Diskussion allerdings nicht genauer auf den Schaden für die ländliche Artenvielfalt ein.
Obwohl in einigen Medienberichten von Befürwortern dieser Technik und von den Investoren nicht nur mit umwelt- und tierfreundlichen, sondern auch mit dem zu befriedigenden Weltnahrungsmittelbedarf der Zukunft eingeleitet wird, erschließt sich nur schwer der Zusammenhang zwischen einem Ende des Welthungers und dem zukünftigen In-vitro-Fleischmarkt. Die Technologisierung würde Drittweltländer besonders treffen und den Spalt zwischen Industrieländern und Agrarländern deutlich vergrössern, möglicherweise bis hin zur kulturellen Ächtung derjenigen, die traditionelle Viehwirtschaft betreiben und betreiben müssen.
Interessierte Investoren muss sich die In-vitro-Fleischbranche mit der ebenfalls Fortschritte machenden Forschung in vegetarische und vegane Fleischersatzstoffe teilen [10], die auch intensiv an fleischgleichen Produkten arbeitet und gegenüber In-vitro-Fleisch moralisch einwandfrei argumentieren kann.
3.3. Ethische Fragestellung bei In-vitro-Fleisch
Die Frage nach der Akzeptanz und dem Potenzial für In-vitro-Fleisch in der westlichen Welt ist stark mit ethischen Fragen verbunden. Das Interesse am Tierwohl bei konventioneller Fleischproduktion ist in den letzten Jahren stark gestiegen und es lässt sich ein unverkennbarer Trend in den Umfragen der Europäischen Kommission erkennen. In der Umfrage für den Speziellen Eurobarometer von 2005 geben 52 % der Deutschen an, dass sie beim Einkauf an das Tierwohl denken. Aus dem Bericht 442 von 2015 geht hervor, dass 94 % der Europäer das Tierwohl für wichtig und davon 57 % das Tierwohl sogar als sehr wichtig erachten. Dabei fehlt mehr als der Hälfte der Befragten eine Alternative, also Fleisch aus tiergerechter Produktion. Auch wenn es nicht besonders aussagekräftig ist, so behaupten doch immerhin 75 % der Deutschen, dass sie bereit wären, auch mehr dafür zu bezahlen [11]. Diese Verbraucherbedenken zu verstehen ist wichtig für die Einführung von In-vitro-Produkten und nur so lassen sich Marketingvorschläge formulieren.
Doch auch die Frage, ob die Produktion und der Verzehr von In-vitro-Fleisch ethisch vertretbar ist, spaltet die Gemüter. Am besten zeigt sich diese Spaltung bei dem von der Tierrechtsorganisation PETA ausgeschriebenen Preis von einer Millionen Dollar für das erste kommerzielle In-vitro-Produkt. Befürworter des Preises gehen davon aus, dass In-vitro-Fleisch Massentierhaltung bzw. generell Tierhaltung im konventionellen Sinne stoppen könne. Kritiker halten dagegen, dass es grundsätzlich unmoralisch sei, Tierfleisch zu verzehren und die In-vitro-Fleischproduktion durch industriellen Einsatz von lebenden Zellen ethische Grenzen überschreite und zudem eine Abkürzung im moralischen Denken böte, eine Scheinlösung für moralische Feigheit (vgl. Driessen & Korthals 2012).
Schaefer & Savulsecu (2014) wägen die Argumente der Kritiker und der beseelten Naturfleischesser wie z.B. des englischen Philosophen Scruton, der eine positive, respektvolle und spirituelle Abhängigkeit von fleischessendem Menschen und Natur bei nicht-industrieller Produktion hervorhebt, gegen die realistische Verbesserung des Tierwohls ab. In-vitro-Fleisch löse den Menschen zwar von der Natur und seiner Verbindung zum Tier und dies habe nicht absehbare Konsequenzen, doch wiege der Respekt vor dem Tierwohl mehr. Sie leiten daraus ab, dass die In-vitro-Produktion die Tierhaltung entlasten könne und die Spendertiere, vom Produktionsdruck befreit, auf kleinen Farmen tiergerecht gehalten werden könnten. So werde die Mensch-Natur-Beziehung aufrechterhalten und dem Recht eines Tieres auf seine Ganzheit Respekt erbracht.
4. Zum Produktionspotenzial und zur Akzeptanz der neuen Lebensmittel-kategorien
Sowohl In-vitro-Fleisch als auch Insekten als Nahrungsmittel könnten den konventionellen Fleischkonsum einschränken und die damit verbundenen negativen Auswirkungen mindern. Die mögliche Nachfrage dieser Lebensmittel ist wiederum stark mit den technischen Möglichkeiten einer kostengünstigen Produktion, mit deren Produktionsbedingungen und deren Qualität verkettet.
4.1. Technisches Potenzial der Insektenzucht und des In-vitro Fleisches.
Insekten als Nahrungsmittel könnten durch technisch einfach konstruierte Insektenfarmen bereits jetzt kostengünstig, lokal und umweltverträglich einen hohen Verbraucherbedarf decken. Hier sind die entscheidenden Faktoren, rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die Auswahl geeigneter Insekten, das Kreieren ansprechender Produkte und gezielte Marketingstrategien zur Erhöhung der Verbraucherakzeptanz zu entwickeln. So kann nach und nach ein Markt geschaffen werden, der mehr Investoren anzulocken vermag. Verbände wie z.B. die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) oder der größte schweizer Einzelhändler Migros machen auf ihren Internetseiten ihr Interesse durch positive Artikel zu diesem Thema deutlich, aber dies wird, anders als beim In-vitro-Fleisch, nicht von hohen Investitionen begleitet.
Für Drittweltländer und Schwellenländer könnten die Vorteile von technisch einfachen Anlagen zur Zucht von Insekten oder deren Verarbeitung zu Lebensmittelzusatzstoffen von großem Vorteil sein. Auf westlichen Märkten könnten Insekten besonders auch als Zusatzstoff einen Marktanteil zur Ernährungbereicherung gewinnen und zur Anerkennung der Entomophagie beitragen. Doch kann die Massenproduktion vor allem in Asien ein großes Marktpotenzial haben.
In-vitro Fleisch ist technisch noch nicht als Massenprodukt und damit nicht kostengünstig herstellbar und es besteht weiterhin hoher Forschungsbedarf, auch für die hochtechnologisierten Zuflieferbetriebe, wie z. B. der Nährstofflösungen, der Stammzelllinien, der Wachstumsgerüste und der technischen Anlagen. Somit ist die technische Entwicklung bei In-vitro-Fleisch erst abzuwarten, doch sie wird für die Verbraucherakzeptanz von Bedeutung sein.
Die Anwendung von Genmanipulation für Stammzellen und für die Herstellung von Hormonen und Lipiden der Nährstofflösungen kann eine Hürde für die Verbraucherakzeptanz darstellen. Wenn es nicht möglich wird, tierserumsfreie und kostengünstige Nährstofflösungen, deren Unbedenklichkeit durch Langzeitstudien garantiert sein muss, und In-vitro Fleisch herzustellen, dass in Struktur und Geschmack herkömmlichem Fleisch gleichkommt, werden westliche Verbraucher das Original vorziehen. Das gilt speziell für hochstrukturiertes Fleisch, wie z.B. Steak, für das es bisher noch keine stichhaltigen Prognosen zur Marktreife in wissenschaftlichen Veröffentlichungen oder in der Presse gibt.
Bei einer positiven Entwicklung der In-vitro-Technologie oder fleischgleicher vegetarischer Produkte innerhalb der nächsten 30 Jahre heißt dies allerdings auch, dass Insekten als menschliches Nahrungsmittel dann möglicherweise nur einen kleinen Markt in der westlichen Welt haben werden, auch wenn Sie in ihrer Umweltbilanz besser abschneiden. Denn Technik und Wissenschaft sind unter anderem auch deshalb pfadabhängig, weil Kultur und Denken pfadabhängig sind.
4.2. Moralische Bedenken beim Verbraucher
Die Bedenken der Verbraucher sowohl gegenüber In-vitro-Fleisch als auch gegenüber Insektenverzehr sind unabdingbar, gehen allerdings bei beiden Themen in sehr unterschiedliche Richtung. Während bei In-vitro-Fleisch die weitere Technisierung im Nahrungsmittelsektor kritisiert werden kann, wird mit Insektenfleischkonsum ein Rückschritt in der Nahrungsbeschaffung assoziiert.
Mit diesen Bedenken geht jedoch auch eine starke Gemeinsamkeit der beiden alternativen Nahrungsmittel einher. Sowohl In-vitro-Fleisch als auch Entomophagie haben, auch wenn ihr Marktpotenzial schwer bestreitbar ist, ein großes Imageproblem. Beide Alternativen könnten eine Ekelreaktion beim Konsumenten auslösen. Diese ist, wie eben schon beschrieben, sehr unterschiedlicher Herkunft und auch die Marketingansätze werden daher sehr verschieden aussehen.
Doch wie zwei Akzeptanzstudien der Universität Gent vermuten lassen, steigt die Bereitschaft zum Insektenkonsum (Verbeke 2015) und zum Verzehr von In-vitro-Fleisch (Verbeke et al 2015), wenn sie mit ethischen und gesundheitlichen Bedenken gegenüber herkömmlichem Fleisch korrelieren.
4.3. Entomophagie in den Medien
Das Thema Entomophagie ist nicht nur in Wissenschaftskreisen sondern auch in allen populären Printmedien zunehmend stark vertreten. Eine Präsentation des Bundesinstituts für Risikobewertung zeigt, dass 65% von den 1016 per Telefon Befragten schon von Insekten als Lebensmitteln gehört haben und 2015 doppelt soviele Berichte wie im Jahr 2014 erschienen sind [12]. Das Thema ist vor allem für Bildmedien wie Zeitschriften, Fernsehen und Internetpublikationen attraktiv. So haben ausnahmslos alle deutschen überregionalen Medien in den letzten drei Jahren mindestens einmal über Insekten als Lebensmittel berichtet. Es gibt eine wachsende Zahl von Webseiten und Internet Communties, sowie Youtube videos, die dieses Thema fördern und Rezepte ausarbeiten. Die Berichterstattung ist durchgängig positiv und unterstreicht die Vorteile für Gesundheit und Umwelt.
4.4. In-vitro-Fleisch in den Medien
Durch die Aktualität und Neuheit der Möglichkeit In-vitro-Fleisch zu erzeugen, ist es schwer, eine klare Meinung der möglichen Konsumenten zu ermitteln.
Man kann jedoch durch Medienreportagen, sowohl in Druckmedien als auch in Online-Beiträgen, ein ungefähres Bild davon bekommen, wie In-vitro-Fleisch bislang wahrgenommen wird.
Bei einer Studie von Goodwin & Shoulders (2013) wurden 34 Zeitungsartikel analysiert, 24 aus den USA und 10 aus der EU. Die Studie fasst zusammen, dass die meisten Artikel ein positives Bild von In-vitro-Fleisch geben, indem sie die Vorteile zu herkömmlichen Fleisch herausstellen und konventionelle Fleischproduktion in Frage stellen. Benutzt werden ähnliche Argumente, wie die in der vorliegenden Arbeit beschriebenen. Trotz der geäußerten Skepsis werden Ekelreaktionen oft als ein durch Preisvorteile und Gewöhnung vernachlässigbares Phänomen bezeichnet. Die Autoren gehen davon aus, dass wenn die Medienberichte weiterhin positiv blieben, die Konsumenten eine positivere Einstellung zu der neuen Technologie entwickeln würden.
Hopkins (2013) analysierte Online-Artikel zu dem Thema In-vitro-Fleisch. Er untersuchte speziell die Berichterstattungen über den „Testburger“ in London im Jahre 2013 und fasst zusammen, dass Geschmack, Vorteile, Kosten, Prozess und die Reaktion von Vegetariern vorherrschendes Thema der erschienenen Artikel waren. Zudem bemerkt er, dass nur wenige Artikel auf Religion und interessanterweise auf Ekelreaktionen eingingen. Hopkins weist zudem darauf hin, dass bei dem von ihm untersuchten Online-Artikeln Vegetarier tendenziell als Hauptzielgruppe für In-vitro-Fleisch gelten. Er hält diese Einschätzung für falsch, denn der Marktanteil von Vegetariern liege in den USA nur bei 3% bis 5%. Er folgert daraus, dass Marketingansätze von der Überrepräsentation der Vegetarier in den Medien unbeeinflusst entwickelt werden sollten (ebd. S.8).
5. Materialien und Methoden – Befragung zur Akzeptanz
Um eine mögliche Verbraucherakzeptanz bei deutschen Konsumenten einer Großstadt zu ermitteln, wurden Einwohner Berlins auf öffentlichen Plätzen, im Wartesaal von Ärzten und auf dem Uni-Campus mittels eines Fragebogens (siehe Anhang A) befragt. Dadurch sollten unter anderem die folgende Fragen beantwortet werden:
- Wie hoch ist der Anteil von Vegetariern und Veganern?
- Sind vor allem junge Menschen Vegetarier oder Veganer?
- Wird In-vitro-Fleisch als vegetarisch wahrgenommen?
- Wieviele Verbraucher könnten sich vorstellen In-vitro-Fleisch zu essen?
- Wieviele Verbraucher könnten sich vorstellen Insekten zu essen?
- Sind junge Menschen eher bereit In-vitro-Fleisch zu essen?
- Sind junge Menschen eher bereit Insekten zu essen?
- Spielt das Geschlecht eine Rolle bei der Einschätzung der vorliegenden Lebensmittelalternativen?
Den Befragten wurde der Fragebogen persönlich mit einem kurzen Informationsblatt vorgelegt (siehe Anhang B). Gefragt wurde nach der generellen Einstellung zum Fleischkonsum, um die Marktgruppen in Vegetarier, Veganer und Fleischesser unterteilen zu können. Die nächsten Fragen sollten die Bereitschaft, sowohl In-vitro-Fleisch als auch Insekten zu konsumieren, direkt abfragen. Mit der darauf folgenden Frage sollte eine mögliche Einstellungsänderung monetär bedingte Gründe ermitteln. Mit Hilfe von vorgefertigten Argumenten sollten Gründe für Ablehnung und Akzeptanz zwar erörterbar sein, aber für eine spätere Auswertung eingegrenzt werden.
Es wurden somit auch Daten erhoben, die nicht direkt in die vorliegende Arbeit einflossen, aber weitere Untersuchungen anregen könnten.
Nach dem Ausfüllen aller Fragen, bis auf die letzte, wurde eine kurzes Motivationsblatt zum Durchlesen vorgelegt (siehe Anhang C). Es enthielt Informationen über den in den letzten 50 Jahren gestiegenen Fleischkonsum und den daraus folgenden Umweltbelastungen sowie positive Argumente für eine Umstellung auf In-vitro-Fleisch oder Insekten als Nahrungsmittel. Im Fragebogen sollten die Personen angeben, ob sie ihre Meinung nach dem Lesen der Motivation ändern würden. Doch die meisten Befragten wollten sich hierfür nicht die Zeit nehmen.
5.1. Auswertung Fragebogen
Es wurden 80 Personen befragt. Davon waren 43 Frauen und 37 Männer. Die jüngste Person war 18 und die älteste 70 Jahre alt.
Da die Anzahl der Personen innerhalb der Altersgruppen sehr schwankte und z.B. die über 35-Jährigen unterrepräsentiert waren, wurden für die Analyse die Altersgruppen gegebenenfalls nur in Alt und Jung geteilt und der Prozentsatz ihrer Antworten über die Personenzahl ihrer Altersgruppe ermittelt, um statistische Verzerrungen auszugleichen. Dieses wird im Text jeweils deutlich gemacht.
Frage: Würden Sie sich als Vegetarier bezeichnen?
Bei dieser Frage sollte herausgefunden werden, wieviele Vegetarier und Veganer (konsequente oder inkonsequente) es in welcher Altersgruppe gibt und wieviele sich nicht als Vegetarier verstehen, aber dennoch selten Fleisch essen. Es wurde nur jeweils eine Antwort zugelassen.
Der Anteil derer, die sich als Vegetarier verstehen, lag bei 12,5 Prozent aller Befragten und ist damit als Zielgruppe bedeutsam.
Der Anteil der Veganer lag bei 2,5 Prozent. Der Anteil derer die kein oder nur wenig Fleisch konsumieren lag somit insgesamt bei 51,2 Prozent.
Der Anteil der Vegetarier und Veganer innerhalb der Altersgruppe 18-35 lag bei 17,5 Prozent, der Anteil innerhalb der Altersgruppe der über 35-Jährigen lag bei 7,1 Prozent.
Daraus geht hervor, dass Vegetarier und Veganer meist junge Konsumenten sind.
Wie in Abbildung 1 zu sehen ist, gehören die konsequenten Vegetarier und Veganer ausschließlich zu der Altersgruppe der 18- bis 35-Jährigen. Über die 36- bis 45-Jährigen lässt sich keine Aussage machen, weil sie statistisch unterrepräsentiert sind. Bei den über 46-Jährigen fällt auf, dass sich die Personen entweder zum Fleischessen bekennen, selten Fleisch essen oder inkonsequente Vegetarier sind. Diese Gruppen wären eine besonders zugängliche Zielgruppe für die Vermarktung von In-vitro-Fleisch.
Abbildung 1: Würden Sie sich als Vegetarier einschätzen? (Quelle: Eigene Darstellung)
Frage: Können Sie sich vorstellen, im Labor gezüchtetes Fleisch zu konsumieren?
Auf diese Frage antworteten von der Gesamtzahl aller Befragten 41,2 Prozent mit Ja. Ablehnend äusserten sich 37,5 Prozent. Unsicher gaben sich 21,2 Prozent.
Innerhalb der Altersgruppe der 18- bis 35-Jährigen bejahten 43,5 Prozent die Frage, 34,8 Prozent verneinten und 19,7 Prozent waren unentschlossen.
Innerhalb der Altersgruppe der über 35-Jährigen bejahten 21,4 Prozent die Frage, 50,0 Prozent verneinten und 28,6 Prozent waren unentschlossen.
Somit lässt sich die Ausgangshypothese, dass junge Menschen diese Alternative zu konventionellen Fleisch eher akzeptieren würden, mit einem leichten Trend bestätigen.
Frage: Können Sie sich vorstellen Insekten als Fleischersatz zu konsumieren?
Auf diese Frage antworteten von der Gesamtzahl aller 80 Befragten 38,7 Prozent mit Ja. Ablehnend äusserten sich 36,2 Prozent. Unsicher gaben sich 25 Prozent.
Innerhalb der Altersgruppe der 18- bis 35-Jährigen bejahten 42,4 Prozent die Frage, 33,3 Prozent verneinten und 24,2 Prozent waren unentschlossen.
Innerhalb der Altersgruppen der über 36-Jährigen bejahten 21,4 Prozent die Frage, 50 Prozent verneinten und 28,6 Prozent waren unentschlossen.
Hier lässt sich die Ausgangshypothese, dass junge Menschen sich eher vorstellen könnten, Insekten zu essen, deutlich bestätigen.
Frage: Würden Sie In-vitro-Fleisch als vegetarisch bezeichnen?
Hier antworteten 15 Prozent aller Befragten mit Ja und 63,7 Prozent mit Nein.
Dies zeigt auf, dass es keine klare Meinung zu dieser Frage gibt, doch die Tendenz, In-Vitro-Fleisch als nicht vegetarisch zu bezeichnen, oder unentschlossen zu sein.
Frage: Welche der folgenden Argumente würden Sie am ehesten befürworten?
Hier wurde gefragt, inwieweit die positive oder negative Einschätzung der neuen Lebensmittelkategorien durch die vorgegebenen Positionen von Patho-, Öko- oder Anthropozentrismus bestimmt wird.
Wie in Abbildung 2 deutlich zu sehen ist, schätzt eine Mehrheit der Befragten die neuen Lebensmittelalternativen als positiv ein, weil sie die Massentierhaltung vermindern.
¢ Die Alternativen sind gut, da sie Massentierhaltung verhindern.
¢ Die Alternativen sind schlecht, da es weniger Tiere geben wird und der Kontakt Mensch-Tier nicht mehr besteht.
Abbildung 2: Positive Einschätzung wg. Alternative zur Massentierhaltung. (Quelle: Eigene Darstellung)
Auch aus der ökozentrierten Sichtweise werden die Alternativen von der Mehrheit als positiv eingeschätzt. So sind 63,6 Prozent der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen der Meinung, dass sowohl In-vitro-Fleisch als auch Insekten als Nahrungsmittel positiv zu bewerten sind, wenn sie die Umwelt weniger belasten. Auffällig ist, dass die darauf folgende Altersgruppe der 26- bis 35-Jährigen mit 77,1 Prozent aus Umweltgründen positv zu den Lebensmittelalternativen steht, aber für die Altersgruppe der 46- bis 55-Jährigen die nicht bekannten Auswirkungen auf die Umwelt zu einer negativen Einstellung führen.
Die vorgegebenen anthropozentristischen Argumente waren zum Einen, dass durch die neuen Lebensmittel Arbeitsplätze geschaffen, beziehungsweise abgebaut würden. Auch hier wurde von der Mehrheit der Befragten die positive Variante bevorzugt. So haben 72 Prozent der 18- bis 25-Jährigen und 60 Prozent der 26- bis 35-Jährigen die Alternative als positiv bewertet. Zu erwähnen ist, dass 30 Befragte die Fragen fehlerhaft und nur zum Teil ausgefüllt haben, was eine Verzerrung der Ergebnisse zu Folge haben kann.
Ausgangsfrage zum Einfluss des Geschlechts:
Bei der Frage, ob eher Frauen oder Männer In-Vitro-Fleisch konsumieren würden, lässt sich tendenziell sagen, dass Männer eher bereit wären das Laborfleisch zu probieren. So sind 48,6 Prozent der befragten Männer und nur 37,2 Prozent der befragten Frauen bereit, es zu konsumieren. Die Gruppe der Unentschlossenen ist bei den Männern mit 29,7 ebenfalls größer als bei den Frauen, von denen nur 13,9 Prozent ’nicht sicher‘ angekreuzt haben. Auch bei der Frage nach der Bereitschaft Insekten zu konsumieren haben 45,9 Prozent der Männer im Vergleich zu 33,4 Prozent der Frauen diese Frage bejaht. 42,8 Prozent der Frauen würden Insekten ablehnen und 23,8 Prozent sind unentschlossen. Auch bei der Frage nach der Bereitschaft Insekten zu konsumieren haben 45,9 Prozent der Männer im Vergleich zu 32,5 Prozent der Frauen diese Frage bejaht.
Damit ist die Ausgangsfrage, ob das Geschlecht einen Einfluss auf die Akzeptanzdaten hat zu bejahen.
5.1.1. Kritik an der eigenen Methodik und Eingrenzung der Ergebnisse
Zum Einen ist zu kritisieren, dass die Stichprobe überdurchschnittlich viele Studenten und junge Leute beinhaltete. Dadurch sind Aussagen über andere Altersgruppen nicht sehr repräsentativ und auch die Hypothese, dass junge Menschen den Alternativen offener entgegentreten, wird in ihrer statistischen Signifikanz gemindert.
Bei den beiden Zusatzfragen nach einem Meinungswechsel durch eine Preisänderung ist zu vermuten, dass die zu unklare Formulierung viele Befürworter der neuen Lebensmittelalternativen dazu veranlasste, anzugeben, sie würden ihre Meinung ändern, falls die jeweilige Alternative kostengünstiger wäre. Es könnte zwar sein, dass ein niedrigerer Preis wirklich eher abschrecken würde, doch kann es sich hierbei auch um ein Missverständnis durch flüchtige Beantwortung gehandelt haben.
Eine weitere Kritik am Fragebogen ist die Zusammenfassung der beiden Lebensmittelkategorien in der vorletzten Frage aus Platzgründen. Dadurch wurde bei der Auswertung eine Trennung der Meinungen zu In-vitro-Fleisch und Insektenkonsum nicht möglich. Ein weiteres Problem war, dass die Befragten bei der vorletzten Frage mit vorgegebenen Argumenten nicht immer wussten, ob sie ein oder drei Kreuze machen sollten. Der Fragebogen war in dem Fall also nicht selbsterklärend und wie man bei der Auswertung feststellte, haben viele Befragte nur ein Kreuz gemacht. Ein weiterer Grund für fehlerhaftes Ausfüllen dieser Frage war, dass einige Befragte unentschlossen waren und keine Optionsfeld dafür hatten.
Auch bei der letzten Frage, ob die Befragten Ihre Meinung nach dem Lesen des Motivationsblatts ändern würden, führte die ungenaue Formulierung dazu, dass viele mit Ja antworteten, obwohl sie bereits eine positive Einstellung zu den neuen Nahrungsmittelkategorien gezeigt hatten.
6. Schlussfolgerung und Ausblick
In der vorliegenden Arbeit wurde versucht, das Potenzial und die Akzeptanz von Insekten als Nahrungsmittel und In-vitro-Fleisch zu beschreiben, denn diese neuen Lebensmittel könnten als tierische Eiweißlieferanten einen bedeutenden Beitrag zur Verminderung des weltweit steigenden Fleischkonsums und der damit einhergehenden ressourcenintensiven Fleischproduktion leisten, das Leid von schmerzempfindenden klassischen Nutztieren verhindern und positive Auswirkung auf die Gesundheit haben.
Nach einer kurzen Einführung in bestehende Entomophagie-Traditionen wurde dargelegt, dass Insekten eine sehr viel höhere Futterumwandlungseffizienz haben und ihre Produktion technisch einfach, sehr viel kostengünstiger und sehr viel umweltschonender ist, als herkömmliche Fleischproduktion. Weiterhin wurde gezeigt, dass die Rechtslage und Verbrauchersicherheit noch weiter spezifiziert werden müssten, um eine Vermarktung und Akzeptanz zuzulassen, aber dass der erste Schritt dazu im November 2015 getan wurde, als man Insekten implizit in die EU-Verordnung für neue Lebensmittel aufgenommen hat. Es wurde deutlich, dass Insekten als Lebensmittel in der westlichen Welt das Potenzial haben, einen zunächst kleinen Nischenmarkt besetzen zu können und es kann vermutet werden, dass der Impuls zu einer Massenproduktion und -vermarktung eher aus Asien kommen wird. Weitere Untersuchungen, um diese auf der Hand liegende Vermutung auch mit wissenschaftlichem Datenmaterial zu stützen, wären hierzu notwendig.
Es wurde ausserdem deutlich, dass Insekten ein gesellschaftliches Potenzial als tierischer Proteinlieferant in Ländern haben, die wegen politischer, wirtschaftlicher und klimatischer Schwierigkeiten eine einfache, zeit- und kostengünstige und qualitativ hochwertige Produktion von tierischem Eiweiß nutzen könnten. Daher gäbe die Wertschätzung dieses Nahrungsmittels in Europa ein Zeichen, diese dort noch vorhandenen Traditionen nicht aufzugeben sondern weiterzuentwickeln.
Mit der Vermutung, dass westliche Konsumenten auch aus ethischen Gründen eine Alternative zu Massentierhaltung und Fleischkonsum wertschätzen würden, wurde nach einem Einblick in die durchgängig positive mediale Berichterstattung eine Umfrage durchgeführt, um die Offenheit bei Verbrauchern einer deutschen Großstadt zu untersuchen. Die Umfrage kam trotz ihrer Mängel und Einfachheit dennoch zum gleichen Ergebnis wie die Online-Befragung von 368 Fleischkonsumenten in Flandern durch Verbeke (2015), der noch zusätzliche Messwerte ermittelte und korrelierte (z.B. Indizes für Angst vor neuen Nahrungsmittel, Technologieangst, Umweltbewusstsein, Bildungsstand, Gesundheitsbewusstsein, etc. ). Verbeke (ebd. S. 154) schlussfolgert:
(… ) This study revealed the consumer groups in Western societies that are most likely to be the early adopters of insects, who can be targeted as possible trendsetters. The profile of this group is younger males with weak attitude towards meat who are open to trying novel foods, and who are interested in the environmental impact of their food choices. With low levels of neophobia the likelihood that this type of person is ready to adopt insects as a meat substitute is more than 75%. (…)
Man möchte dem noch hinzufügen, dass Berlin der richtige Ort sei, diese Trendsetter zu ermitteln, wo auch der Anteil der Vegetarier mit über 17 Prozent relativ hoch ist (u.a. vgl. Hopkins 2013, S. 8). Zudem zeigte sich, dass sich ein hoher Prozentsatz (um die 40 Prozent) aller Befragten vorstellen könne, sowohl Insekten als auch In-Vitro-Fleisch zu essen.
Diese vorliegende Arbeit führte ebenfalls kurz in die technischen Verfahren und die Schwierigkeiten einer zukünftigen In-vitro-Fleischproduktion ein, welche bis auf die Züchtung feiner Gewebefilme für einen in etwa fünf Jahren als marktreif prognostizierten Hackfleischersatz noch nicht mit Sicherheit prognostizierbar sind. Trotz der bislang nur theoretischen Möglichkeiten auch strukturiertes Fleisch in vitro herstellen zu können, machte die Recherche zu dieser Arbeit deutlich, dass hier hohe Profitaussichten anziehend auf Investoren wirken. Eine weitere Untersuchung und ein Vergleich mit Investitionsströmen und damit dem Potenzial für Insekten oder für andere pflanzliche Fleischalternativen wäre aufschlussreiche Fragestellung für eine wirtschaftliche Untersuchung dieser Lebensmittelsektoren.
Es zeigte sich, dass In-vitro-Fleisch ebenfalls die Umweltbelastung der herkömmlichen Fleischproduktion stark vermindern könnte, allerdings in geringerem Maße als es die Produktion von Insekten vermag. Auch dieser Vergleich wäre notwendigerweise Thema weiterer Untersuchungen.
Es wurde dargelegt, dass die Produktion von In-vitro-Fleisch noch nicht gänzlich ohne Tierserum oder Stammzellen auskommt und, dass deren Alternativen in direktem Zusammenhang mit genmanipulierten Zellen, Pilzen und Mikroorganismen stehen. Trotz ehtischer Bedenken dieser Techniken war die mediale Berichterstattung auch hierbei vorwiegend positiv, indem diese Aspekte nicht hervorgehoben wurden.
Die hier vorliegende Untersuchung zeigt, dass ein hoher Anteil (41,25%) aller Befragten sich vorstellen könne, In-vitro-Fleisch zu konsumieren. Auch hier lag der Anteil bei den unter 36-Jährigen höher und im Geschlechtervergleich bei Männern leicht höher als bei Frauen. Die Untersuchung lässt zudem vermuten, dass die Motivation, die Massentierhaltung zu verhindern, bei der Akzeptanz eine nicht unbedeutende Rolle spielt.
In einer von Verbeke et al (2015) durchgeführten qualitativen Studie zur Akzeptanz von In-vitro-Fleisch wird genauer auf die Bedenken der Verbraucher und deren konservativem Konzept von Natur eingegangen (ebd. S. 52, Abschnitt 3.1.2.), ein Konzept, dass überraschenderweise als idyllische Illusion aufrechterhalten wird, obwohl die Realität der Fleischproduktion bekannt ist und abgelehnt wird. Diesen Widerspruch beim Verbraucher zu erklären, wäre sicher ein bereicherndes Forschungsfeld psychologischer und soziologischer Untersuchungen. Denn in dieser Studie zeigt sich auch eine diffuse, verunsicherte Haltung der Befragten gegenüber dem technischen Fortschritt in diesem Bereich und gegenüber dem Kreieren von Zellen. Hierzu wären spezielle Befragungen und ein gesellschaftlicher Diskurs vonnöten, auch deshalb, weil die rasant wachsenden gentechnischen Möglichkeiten und Potenziale in den nächsten Jahren von enormer Tragweite sein werden, auf die sich Gesellschaft und Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Recht vorbereiten müssen.
Ein weiteres zukünftiges Untersuchungsthema für die Markteinführung beider Lebensmittel ergibt sich aus Fehlern der vorliegenden Arbeit. So wurde z.B. gefragt, ob sie Befragten ihre Meinung ändern würde, wären die neuen Lebensmittel billiger. Einige bejahten dies, obwohl sie vorher eine positive Einstellung zeigten. Das mag als Verständnisfehler einzuordnen sein, doch wäre es eine Untersuchung wert herauszufinden, inwieweit ein billiges als Arme-Leute-Essen qualifiziertes Lebenmittel an Attraktivität beim Verbraucher verliert oder die preisliche Exklusivität zur Attraktiviät beiträgt. Auch eine historische Untersuchung könnte diese Frage beantworten, denn es gibt zahlreiche Beispiele von Arme-Leute-Essen, die mit zunehmendem Preis und Verknappung an Attraktivität gewannen (wie z.B. Lachs). Ebenso wäre es angebracht, den Fragenkatalog und Datenpool zu erweitern und z.B. Befragungen auch in ländlichen Räumen, anderen Regionen und mit Teilnehmern unterschiedlicher ethnischer oder kultureller Herkunft durchzuführen.
7. Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit beschreibt das Potenzial der neuen Lebensmittel Insekten und In-vitro-Fleisch als Lieferanten für tierisches Eiweiß mit ihren jeweils entsprechenden Vorteilen und Schwierigkeiten. Beide könnten einen Beitrag zur Verminderung der ressourcenintensiven Massentierhaltung in der westlichen Welt leisten, doch beiden ist gemein, dass sie dort noch vor einer Markteinführung stehen und ihre Akzeptanz beim Verbraucher fraglich ist. Die Arbeit gibt eine kurze Einführung in die bestehenden Märkte von Insekten in anderen Kulturen, deren Vorteile bei der Produktion und eine Einführung in die möglichen Vorteile und technischen Schwierigkeiten von In-vitro-Fleisch. Nach kurzer Erörterung der zur Ausschöpfung dieses Potenzials notwendigen rechtlichen und ethischen Aspekte und der Medienberichterstattung wurde die Akzeptanz für beide Lebensmittel durch eine in Berlin durchgeführte Umfrage ermittelt und kommt zu dem Ergebnis, dass ein relativ hoher Anteil (jeweils um die 40%) aller Befragten sich vorstellen kann, die beiden neuen Lebensmittel zu konsumieren. Dabei ist der Anteil bei den unter 36-Jährigen jeweils höher als bei älteren Befragten und bei Männern etwas höher als bei Frauen.
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Elektronische Quellen:
Alle elektronischen Quellen wurden zuletzt am 07.10.2016 abgerufen.
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[8]
[9]
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[10]
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[11]
[12]
http://www.bfr.bund.de/de/suche.html?search%5Bquery%5D=Astrid+Epp
Anhang
ANHANG
Anhang A: Fragebogen
Fragebogen zur Akzeptanz von In-vitro Fleisch und Insekten als Nahrungsmittel
Alter: Beruf: Geschlecht:
Würden Sie sich als Vegetarier bezeichnen?
Ja
Nein
Ja, aber manchmal esse ich Fleisch oder Fisch
Nein, aber ich esse selten Fleisch
Ja ich bin sogar Veganer
Wenn Sie bei der ersten Frage Ja angekreuzt haben, erläutern Sie warum Sie sich vegetarisch ernähren:
Religiöse Gründe
Umweltbedingte Gründe
Tierrechtsgründe
Gesundheits-/Ernährungsphysiologische Gründe
Geschmack
andere Gründe, erläutern Sie:
Können Sie sich vorstellen im Labor gezüchtetes Fleisch zu konsumieren?
Ja Würde sich ihre Meinung ändern, wenn der Preis niedriger wäre als bei
Nein herkömmlichen Fleisch? Nein Ja
nicht sicher
Können Sie sich vorstellen Insekten als Fleischersatz zu konsumieren?
Ja Würde sich ihre Meinung ändern, wenn der Preis niedriger wäre als bei
Nein herkömmlichen Fleisch? Nein Ja
nicht sicher
Sie würden In-Vitro Fleisch und Insekten ablehnen,
wegen gesundheitlichen Bedenken
weil Sie Angst oder Ekel für Insekten empfinden bzw. In-Vitro Fleisch zu unnatürlich ist
Würden Sie In vitro Fleisch als vegetarisch bezeichnen?
Ja
Nein
nicht sicher
Welche der folgenden Argumente würden sie am ehesten befürworten
Die Alternativen sind gut, da sie Massentierhaltung vermindern. (Pathozentrismus)
Die Alternativen sind schlecht, da es weniger Tiere geben wird und der Kontakt Mensch-Tier nicht mehr besteht.
Die Alternativen sind gut, da die Umwelt nicht so sehr belastet wird. (Ökozentrismus)
Die Alternativen sind schlecht, da wir die Konsequenzen für Umwelt und Gesundheit nicht kennen.
Die Alternativen sind gut, da ein neuer Markt geschaffen wird (Anthropozentrismus)
Die Alternativen sind schlecht, da Arbeitsplätze in der Landwirtschaft verloren gehen.
Nachdem Sie die Motivation gelesen haben, würden Sie ihre Ansichten ändern bzw. überdenken?
Ja Nein
Anhang B: Informationsblatt für die Befragten
Die Alternativen
In vitro Fleisch
Bei In-Vitro-Fleisch handelt es sich um im Labor kultiviertes Fleisch. Dem Tier wird bei einer schmerzfreien Biopsie Zellen entnommen. Diese werden auf einem Nährboden vermehrt. Die Zellen die entnommen werden sind entweder Stammzellen oder weiter ausdifferenzierte Muskelvorläuferzellen. Diese Methode der Gewebezüchtung nennt man Tissue Engineering.
Mit diesem Prozess kann also Fleisch hergestellt werden ohne das ein Tier sterben muss. Im Jahr 2013 wurde der erste Testhamburger zu bereitet. Bisher ist die Vermarktung noch zu kostspielig und es wird noch 5-10 Jahre dauern bis In-Vitro-Fleisch im Supermarkt käuflich ist.
Entomophagie
Unter Entomophagie versteht man den Verzehr von Insekten. Bis zu 2 Milliarde Menschen ernähren sich bereits von Insekten. Besonders in Afrika, Südamerika, Asien und Australien sind Insekten eine gute Proteinquelle. In westlich geprägten Bereichen der Erde ist Entomophagie eher ein Randphänomen. In Supermärkte Belgiens und der Niederlande werden bereits Produkte mit Insekten angeboten.
Anhang C: Motivationsblatt für die Befragten
MOTIVATIONSBLATT
Von 1961 bis 2011 hat sich der Fleischverbrauch weltweit fast vervierfacht. Einer Prognose zufolge wird sich vom Jahr 2000 bis 2050 die Fleischproduktion mehr als verdoppeln. Bereits jetzt werden 34 Millionen km2 Landfläche (26% der Landfläche der Erde) zur Viehhaltung und zum Futtermittelanbau verwendet. Die übrigen bewirtschaftbaren Landflächen von 2 Millionen km2 bestehen zu 45% aus Waldgebiet.
Auch der Ausstoß von Emissionen ist bei konventioneller Viehhaltung und Massentierhaltung enorm groß und trägt somit zum Klimawandel bei.
In-Vitro-Fleisch
Da In-Vitro-Fleisch in einem Keim-geschützten Umfeld hergestellt wird ist die Gefahr, dass Krankheitserreger freigesetzt werden gering. Zudem kann Einfluss auf die Inhaltsstoffe genommen werden und das produzierte Fleisch kann somit gesünder werden. Da es keine Fleischabfälle wie Knochen gibt würde die Produktion effektiver sein und auch die weltweite Wasserknappheit reduzieren. Auch das bei der normalen Fleischproduktion entstehende Methan würde wegfallen und die Treibhausgasemission würde daher verringert werden.
Insekten als Nahrungsmittel
Insekten werden traditionell in anderen Kulturen gegessen und schmackhaft zubereitet. Sie können sehr viel umweltschonender als herkömmliches Fleisch produziert werden, außerdem vermeiden sie durch lokale Produktion und geringerem Gewicht unnötige Transportkosten und -emissionen. Zu ihrer Aufzucht werden weniger Nahrung und Wasser gebraucht. Sie können ganz oder als Pasten und Pulver gegessen werden und sind gesund. Sie enthalten genauso wie Fleisch ausreichend tierisches Eiweiß und wichtige Spurenelemente.